Ein Eltern-Kind-Bereich im neuen Hallenbad

Hauptausschuss entscheidet sich mit Mehrheit für ein zusätzliches Wassergewöhnungsbecken und einen Sprungturm

Der ursprüngliche Entwurf der Verwaltung vor rund einem Jahr sah noch ein schlichtes Hallenbad vor. Seitdem hat sich – auch nach Protesten der Vereine und der Politik – einiges verändert. Neben der schon beschlossenen L-Form mit Hubboden sollen künftig auch ein Sprungturm und ein Eltern-Kind-Bereich mit Wassergewöhnungsbecken hinzukommen. Allerdings hat die Sache auch einen Haken: Durch die erhöhten Kosten könnten die Eintrittspreise steigen.

Attraktivitätssteigerung und zusätzliche Kosten

Der Antrag der SPD zu einem familienfreundlicheren Bad hätte eigentlich nicht später kommen dürfen. Baudezernent Christian Schweitzer präsentierte in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstag schon ein ausführliches 3D-Modell des neu geplanten Hallenbades auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände. „Nach dem aktuellen Arbeitsstand hätten Änderungen nach dem 29. Februar eine zusätzliche Zeit- und Kostenerhöhung bedeutet“, erklärte der Erste Beigeordnete. Ein zusätzliches Wassergewöhnungsbecken würde das Bad laut Schweitzer attraktiver machen, zu bedenken seien aber auch die zusätzlichen Kosten.

Für Hans-Peter Klein kommt ein Hallenbad ohne Eltern-Kind-Bereich nicht in Frage: „Schließlich bauen wir für 50 Jahre. Und das ohne Wassergewöhnung. Das kann nicht sein“, sagte er. Insbesondere in Anbetracht des Förderbescheids vom Bund über 4,2 Millionen Euro dürfe sich die Stadt die Attraktivitätssteigerung durch das zusätzliche Becken nicht entgehen lassen. „Mit diesem Zuschuss haben wir damals nicht gerechnet“, so Klein.

Unterstützung erhielt die SPD im Ausschuss von der CDU und der UWG. Martin Gropengießer, Vorsitzender der Christdemokraten, erklärte: „Es war für uns ein langer Abwägungsprozess. Die Rahmenbedingungen haben sich aber zum Positiven geändert“. Neben dem Wassergewöhnungsbecken solle das Bad auch um einen Sprungturm erweitert werden.

Auch Knut Kumpmann, Fraktionsvorsitzender der UWG, stimmte dem SPD-Antrag zu: „Ein multifunktionales Bad für alle Bevölkerungsschichten ist einfach ein weicher Faktor für die Stadt“. Die UWG hat vor einem Jahr noch den schlichten Entwurf unterstützt. „Wir haben uns aber belehren lassen“, so Kumpmann. Vor allem die Einschätzung von Fachmännern zum Thema habe die UWG überzeugt.

Einstimmig wurde der Antrag jedoch nicht angenommen. Kritik kam vor allem von Seiten der FDP und der GAH. Arne-Hermann Stopsack, Fraktionsvorsitzender der FDP, sagte: „Fördermittel sollen einer Kommune helfen zu sparen.“ Schließlich erwarte Hemer in den kommenden Jahren weitere Ausgaben, zum Beispiel durch den Bau einer neuen Stadtbücherei, sollte diese von der Regionale 2025 bezuschusst werden. Zudem warnte er: „Ich glaube, da müssen wir uns auch an die eigene Nase fassen. Fehlinvestitionen haben wir in der Regel beim Sport gemacht.“ Und ob das „Babybecken“ so oft verwendet werde, stelle er ebenfalls in Frage. „Es ist ein kleiner Schritt zu Steuererhöhungen“, so Stopsack.

Sikko Jacobsen von der GAH verwies auf schon bestehende Strukturen: „Wassergewöhnung ist eine gute Sache. Aber das gibt es auch im Freibad, und – wenn auch nicht offiziell – am Himmelsspiegel im Sauerlandpark.“ Deswegen habe sich die GAH dazu entschieden, den Antrag nicht zu unterstützen.

Geschätzte Kosten erhöhen sich auf 12 Millionen Euro

Auch Kämmerer Sven Frohwein äußerte seine Bedenken: „Obwohl die Zinsen im Moment niedrig sind, haben wir etwas trübere Aussichten auf die Gewerbesteuereinnahmen“. Er wies darauf hin, dass aufgrund der laufenden Kosten eine Erhöhung der Eintrittsgelder nötig sei. „Die Eintrittsgelder sind die Stellschraube“, erklärte Frohwein.

Der gegenwärtige Entwurf des neuen Hallenbades sieht Kosten in Höhe von 11,5 Millionen Euro vor. Mit dem Wassergewöhnungsbecken erhöht sich die Summe auf 12 Millionen Euro. Rund eine Millionen Euro davon sind als Puffer angelegt. Christian Schweitzer wies im Ausschuss ebenso auf Kosten für ein Edelstahlbecken in Höhe von 500.000 Euro hin. Das Wassergewöhnungsbecken erzeugt pro Jahr zudem Mehrkosten von 20.000 Euro. Für den Sprungturm sind zunächst 350.000 Euro angelegt.

Mit zwei Gegenstimmen hat sich der Haupt und Finanzausschuss am Dienstag für das Wassergewöhnungsbecken und einstimmig für dem Sprungturm entschieden und als Empfehlung für den Rat weitergegeben.

Quelle:
Hendrik Schulze Zumhülsen

Hendrik Schulze Zumhülsen